Wenn du wie ich eine geborene people pleaserin bist (on the road to recovery), dann hast du dich vielleicht mit dem Thema schon bewusst auseinandersetzen müssen, während es für andere vielleicht eher natürlich kommt oder zu gar keinem großen Thema wird:
Was meine ich damit? Mit Abgrenzung meine ich, Grenzen für sich zu setzen, Nein zu sagen, zur eigenen Meinung zu stehen, sich zu anderen Meinungen abgrenzen zu können und die Ko-Existenz all dessen aushalten zu können, ohne dabei mentalen Schiffbruch erleiden zu müssen.
Spätestens in einer Schwangerschaft finden sich vielleicht auch die hartgesottenen Nicht-people-pleaser in einer Situation, in der man sich dem Thema mehr widmet als sonst.
Schwangere sind nicht nur im Marketing die beliebteste (und rentabelste) Zielgruppe, sondern auch für das direkte Umfeld beliebte Zielgruppe zahlreicher Meinungen, (ungefragter) Ratschläge und natürlich etwaiger persönlicher Anekdoten aus Schwangerschaften, Geburten oder anderen Eltern-Erfahrungen.
“Wirst schon sehen, das wird keine Paar-Zeit sein.” (Beziehungs-Challenges vom Gegenüber werden auf dich gelegt)
“Streckst du dich eh nicht nach oben? Das ist gefährlich, nicht dass sich die Nabelschnur um dein Baby wickelt.” (Trauma oder Angst vom Gegenüber wird auf dich gelegt)
“Machst jetzt eh nicht mehr [füge hier was auch immer ein, was dein Gegenüber als gefährlich einstuft]?” (Angst vom Gegenüber wird auf dich gelegt)
“Dein Bauch schaut aber noch klein aus für das X. Monat!” (sinnlose Bewertung der Größe eines Schwangerschaftsbauches, die zu nichts außer Verunsicherung führt)
“Na, dein Bauch is aber schon groß, wird sicher ein Brocken!” (sinnlose Bewertung der Größe eines Schwangerschaftsbauches, die zu nichts außer Verunsicherung führt)
[Füge hier eine Art der Geburtsvorbereitung ein] bringt gar nix, das Einzige was hilft, ist [füge hier eine Art der Geburtsvorbereitung ein]. (die Präferenzen des Gegenübers werden als allgemeingültig dargestellt)
…..
Das Problem sind nicht die Erfahrungen, die andere teilen, sondern dass sie ihre Erfahrungen, Ängste und Trauma als allgemeingültige Aussagen auf dich legen und damit den Eindruck erwecken, dass das immer so ist oder zumindest bei dir auch genauso eintreten muss.
Das ist unfair, denn hier wird etwas vom Gegenüber verarbeitet, auf dich übertragen und es entzieht dir – wenn du es nicht weißt – die Möglichkeit, deine eigene Erfahrung zu machen, denn du hast ja von all den ExpertInnen in deinem Umfeld schon alles exklusiv und vorab erfahren.
Was für ein Glück!
Oder: du kannst dir diese Tatsache vor die Augen führen, dass Menschen nun mal oft ungefiltert ihre eigenen Erfahrungen und Trauma – klein und groß – herumposaunen und unbewusst, oft ohne böse Absicht, auf andere übertragen.
Durch diese Erkenntnis alleine kannst du dich schon besser abgrenzen.
Das ist ihr Thema – nicht deines.
Vielleicht wird deine Erfahrung ähnlich sein, vielleicht komplett konträr. Egal.
Es wird deine sein. Die große Kunst in der Abgrenzung ist es, eine schöne Balance zu schaffen zwischen der Offenheit von anderen Menschen zu lernen und gleichzeitig filtern zu können, was davon hilfreich und umsetzbar für dich ist – oder eben nicht.
Auf rationaler Ebene ist das leicht zu verstehen und zu verdauen, oft dauert es aber, bis es auf anderen Ebenen auch noch einsinkt.
Wie geht es dir mit dem Thema Abgrenzung? Schreib‘ es gerne unten in die Kommentare.
Alles Liebe,
Christine ist Gründungs- und Mentaltrainerin und hat den Blog Mama Jama während ihrer ersten Schwangerschaft 2021 ins Leben gerufen.
Mit Mindful Business Start unterstützt sie selbstständige Frauen darin, ihre Ideen zu verwirklichen und in erste Angebote zu verwandeln.
Pingback: Lehren einer Geburt - Christine Broggiato