Ein Tag mit einem Baby (stay-at-home-edition)

Ich weiß noch, dass die eine Sache, die ich mir in der Schwangerschaft nie vorstellen konnte, war:

Wie sieht so ein Tag mit Baby aus? Was macht man da die ganze Zeit? Wie läuft das ab? Kann ich nicht eh einfach normal von zuhause aus weiterarbeiten, das Baby schläft eh so viel (ich schicke an dieser Stelle ein müdes Lächeln an mein Vergangenheits-Ich)?

Ich habe dir hier mal einen kompletten Tag + Nacht gejournaled, wie das bei uns abläuft, wenn wir mal zuhause sind und ich das Baby Vollzeit betreue. 

Bevor du das liest - ganz wichtig - keep in mind:

  1. Jedes Baby ist anders.

  2. Jede Mama ist anders.

  3. Jeder Papa ist anders.

  4. Jede Familie ist anders.

  5. Jeder Tag ist anders.

  6. Alles ist immer anders.

  7. Alles ist ok.

Alles klar?

Dann kann’s ja losgehen mit dem Stay-at-home-Journal:

5:46

Tagwache.

Das Strampeln des halb-schlafenden Babys ist durch Nippel im Mund nicht mehr ruhig zu bekommen.

Der Tag geht also los – dieser Wecker hat einfach keinen Snooze Button.

Glücklicherweise haben wir neuerdings unseren Alltags-Plan (der meist nur zu 35% funktioniert) so gebastelt, dass mein Freund die Kleine ab 5:30 in der Früh nimmt und ich den oft verpassten Nachtschlaf noch nachhole.

6:04

Ich bin stillende Mama, deshalb wache ich regelmäßig auf und höre die Geräusche, die mein Baby im Wohnzimmer nebenan von sich gibt.

7:44

Baby braucht mich wieder, ich fühle mich (wie meistens beim Aufstehen) ziemlich gerädert.

Sobald ich aufgestanden bin, geht es aber wieder (danke Hormone).

Morgenkaffee inklusive Frühstück warten schon auf mich, wir haben Familienzeit und ich stille die Kleine.

8:15

Ich möchte ins Bad gehen und beseitige am Weg dorthin oberflächlich die Spuren des Chaos, das uns jeden Tag begleitet.

Für uns Monks eine Herausforderung, aber wir schaffen das.

Eine Waschmaschine wird angeschmissen, Geschirrspüler beladen, das Haferbrei-Massaker wird von Tisch, Boden, mir selbst, meinem Freund und dem Baby entfernt.

Baby wickeln, neues Outfit.

8:55

Jetzt aber wirklich ins Bad, Baby kommt mit, denn Freund arbeitet jetzt. Baby liegt am Boden dabei und quietscht vergnügt das Handtuch an.

Ich erzähle Baby parallel, was ich tue oder irgendwelche anderen Dinge, die mir in den Sinn kommen.

9:10

Baby muss nochmal gewickelt werden. Windel ist wieder mal übergelaufen. Wieder neues Outfit.

Wir singen und blödeln am Wickeltisch herum.

 

9:35

Ich lege Baby auf Krabbeldecke in der Hoffnung, dass sie kurz alleine spielt, damit ich für noch mehr Ordnung in der Wohnung sorgen kann und ein paar To Dos am Laptop erledige.

Haha, dachte sich das Baby, Mama macht Pläne!

Und fängt an zu quieken, sobald ich sie ablege. Ich nehm sie rauf, kuschle sie, spiele mit ihr.

Lege sie wieder ab, sie quengelt. Das geht ein paar Mal so.

Vielleicht doch lieber am Bett spielen? Anderes Spielzeug? Auf dem Stillkissen?

Ok, alleine geht grad nicht. Ab in die Trage – sie muss jetzt sicher eh schon müde sein.

 

10:04

Baby ist in Trage am Bauch und gähnt sich eins weg. Aber warum sollte sie jetzt bitteschön schlafen?

Lieber strampeln, quaken, wieder raus wollen. Ich versuche es noch eine Zeit lang mit schaukeln, gehen, singen, das ganze Programm.

No chance, sie ist hyper oder braucht irgendwas.

10:35

Ich spiel nochmal eine Runde mit ihr, stillen, wickeln. Jetzt muss sie aber schlafen.

11:15

Endlich schläft sie (natürlich ausschließlich in der Trage, um Mamas Rücken zu trainieren).

Mein Gott, was ist denn mit ihrem Schlafrhythmus?

Grad als ich dachte sie hat einen, passiert schon wieder irgendwas und alles ist anders. Ok.

Die Schlafenszeit muss schlau genutzt werden: Priorität haben immer Dinge, die schwierig oder unmöglich sind, wenn sie wach sind.

Ich beantworte ein paar Mails, schreibe ein bisschen an einem neuen Blog Artikel, mache eine private Abrechnung, recherchiere etwas.

Immer wieder muss ich zwischendurch aufstehen und herumgehen oder schaukeln, damit sie weiterschläft.

 

12:31

Eine stillende Mama mit Hunger ist gefährlich, also geht’s an’s Essen vorbereiten. Hoffentlich schläft sie auch wenn ich gleich essen will.

12:57

Essen ist fertig, Baby wird pünktlich dazu wach. Natürlich. Baby will gestillt und bespaßt werden.

Essen wird dementsprechend kalt. Zwischendurch will Baby auch was vom Teller probieren und schreit, wenn man es wieder wegnimmt oder selber essen mag.

Zum Glück ist mein Freund da und wir wechseln uns ab.

14:05

Baby muss gewickelt werden, pinkelt Wickeltisch voll. Ich mache Baby sauber, dann mich und den Tisch.

Nochmal neue Wäscheladung rein. Wäsche muss aufgehängt werden – ein Akt, der normalerweise ein paar Minuten dauert, zieht sich über eine dreiviertel Stunde raus, denn zwischendurch braucht Baby Liebe und Aufmerksamkeit.

(Das gilt eigentlich für jede Tätigkeit – alles dauert ca. 3,8 bis unbegrenzt Mal so lange wie normalerweise)

14:56

Tanzen, kuscheln, spielen am Bett. Baby übt krabbeln und drehen. Ich könnte sie aufessen. Wir lachen. Bis das Baby weint. Stillen.

15:45

Baby ist super müde, yes heute mal meinem Kreuz zuliebe mit Kinderwagen spazieren! Also raus und den Berg rauf mim Wagerl für ein gutes Training und endlich meine Freundin zurückrufen.

Baby schläft nicht ein. Baby schreit. Telefonat wird abgebrochen, Baby auf den Arm, nochmal kurz anlegen, weitergehen – jetzt muss sie schlafen.

16:00

Nope. Baby schreit, hat Zahnungsschmerzen. Kaut auf Finger.

Wir sind schon 400m weit gekommen – so viel zum Training (naja, vielleicht mentales).

Baby hört nur auf zu weinen, wenn ich es trage. Die Babytrage habe ich vergessen, deshalb muss ich es am Arm einhändig tragen und mit der anderen das Wagerl wieder heim schieben.

Bester Spaziergang. Schulter tut weh.

16:15

Wieder zuhause, nochmal stillen und Baby in Trage. Sie wehrt sich anfangs noch aber schläft völlig erschöpft ein.

Endlich Ruhe.

Mit me-time oder Yoga wird’s aber wieder nix – das gestaltet sich immer eher schwierig mit Trage.

Wieder gschafteln im Haushalt. Freundin nochmal anrufen.

17:20

Baby wird wach und ist endlich wieder besser drauf bzw. schmerzfreier. Wir spielen, blödeln, lachen, wickeln. Neues Outfit anziehen (ihr und mir) weil angekotzt.

18:00

Abendessen wird zubereitet, parallel Baby bespaßt.

Ab Abendessen nimmt Freund die Kleine, endlich bin ich kurz frei und kann atmen.

Ich muss mir verkneifen, Wäsche zu machen, zu saugen, Chaos zu beseitigen, etc. – und mache in der sehr sehr wertvoll gewordenen Zeit alleine Yoga und meditiere.

Mein Puls geht das 1. Mal heute wieder in einen Ruhezustand. Ich erinnere mich an die Zeiten, als ich dachte keine Zeit für meine Yoga-Routinen zu haben.

Wieder schicke ich ein müdes Lächeln an mein Vergangenheits-Ich.

19:15

Baby wird quengelig, es ist Schlafenszeit.

Die ZIB schaff ma meistens nicht mehr.

Die nächsten ca. 1,5h werde ich damit zubringen die Kleine in den Schlaf zu stillen.

Währenddessen korrespondiere ich auf meinem Handy oder höre Podcast. Die Tage sind so unglaublich kurz geworden.

20:40

Endlich kann ich mich rausschleichen, Babyphon steht parat.

Freedom! Me-time! Ein Abend, der mir frei steht. Ich kann tun und lassen, was ich will!

Yeah!!! Bevor ich mich entscheide, was ich tun soll, quengelt die Kleine wieder und will nuckeln. Ich geh sie stillen.

20:50

Ok, neuer Versuch. Ich bequatsche noch was mit meinem Freund, wir müssen noch ein paar Dinge planen.

21:15

Die Kleine quengelt schon wieder. Ich geh sie stillen.

21:30 

Ok, jetzt kann ich mich auch bettfertig machen, hilft ja nix.

22:00

Ich lege mich ins Bett und mache noch ein paar Atemübungen zum Runterkommen.

Ich trauere meinem freien Abend hinterher, den ich mir vorgestellt habe, zu verbringen.

Naja, vielleicht morgen.

Ich entspanne mich, bin richtig müde und schlafe fast ein. Dann strampelt die Kleine.

Wieder nuckeln. Ich bin müde.

22:20

Endlich ist sie tief am Schlafen, hoffentlich eine ruhige Nacht mit langen Schlafphasen? (ha – ha – ha)

23:40

Strampelndes Baby drehen, streicheln.

00:35 

Baby stillen.

02:50

Baby stillen (Seitenwechsel).

04:19

Baby strampelt. Schläft. Strampelt. Schläft. Strampelt. Still-Versuche machen es nicht besser. Ich will einfach nur schlafen.

05:05 

Baby schläft wieder. Hoffentlich lange.

06:00

Baby ist wach. Nochmal stillen – schläft sie weiter? Nein. Freund aufwecken.

Bitte nimm das Baby und geh. Ich bin todmüde.

 

Und dann geht alles wieder von vorne los.

 

Wenn man noch nicht Elternteil ist, klingt das viel schlimmer, als es ist. Vielleicht.

Ich bin manchmal jedenfalls froh, dass ich davor eine gewisse Naivität hatte und nicht wusste, wie gewisse Dinge ablaufen und wie sie sich anfühlen.

Am besten ist es, es selbst zu erleben.

 

Kennst du diese stay-at-home-Tage? Wie läuft das bei euch so? Ich freue mich über deine Kommentare.

 

Alles Liebe,

Mama Jama

Christine ist Gründungs- und Mentaltrainerin und hat den Blog Mama Jama während ihrer ersten Schwangerschaft 2021 ins Leben gerufen.

Mit Mindful Business Start unterstützt sie selbstständige Frauen darin, ihre Ideen zu verwirklichen und in erste Angebote zu verwandeln.

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