Lehren einer Geburt

Wer kennt nicht die negativen Geburtsberichte, Horror-Anekdoten von der Nachbarin oder schreiende gebärende Frauen in Filmen, die unser Bild über Geburten unumgänglich prägen und so unseren Eindruck über den Beginn eines neuen menschlichen Lebens nachhaltig einfärben.

Jetzt kann ich nicht davon berichten, dass die Geburt meiner Tochter das absolute Gegenteil von geläufigen Vorstellungen war. Aber eine Geburt ist bestimmt immer anders, als frau es sich davor ausmalt.

In meiner kurzen Zeit als Mama führe ich mir immer wieder einen Spruch vor Augen, der vermutlich auch Wahrheitsgehalt für eine Geburt trägt:

1. kommt es anders, 2. als man denkt und 3. wie das Kind es will.

Heute lachen wir darüber, was wir alles in die Kliniktasche gepackt haben;

neben Lavendelöl zur Entspannung und Lichterkette für eine angenehme Atmosphäre, waren sicherlich 80% der Gegenstände darin absolut überflüssig für die Geburt (das heißt nicht, dass die oben angeführten Beispiele bei jeder Geburt sinnlos wären – absolut nicht! Bei meiner waren sie das).

Das lag vor allem daran, dass die Dauer der Geburt bei Weitem nicht so lange war, wie das Erstgebärenden oft prophezeit wird.

“Na da hast eh ein Glück ghabt, dass es schnell ging!” – musste ich schon oft von Außenstehenden erfahren.

My two cents: 1. ist Geburten bewerten so sinnlos – wohl eher wenige werden in die Kategorie “angenehm” fallen und 2. ist es wenig hilfreich von anderen erklärt zu bekommen, wie gut oder schlecht nun die eigene (Geburts-)erfahrung war.

Anderen die eigenen Erfahrungen abzusprechen oder umzudichten ist auch abseits von Geburtserfahrungen eher uncool (könnte hier hilfreich sein: Artikel zum Thema Abgrenzung).

Wieso können wir nicht einfach neugieriger sein, zuhören und nachfragen anstatt immer unsere eigene Erfahrung, Vorstellung oder unser eigenes Weltbild auf das Gegenüber zu stülpen?

Beim Zuhören lässt sich erfreulicherweise auch einiges lernen.

Aber zurück dazu, dass es eh nicht so kommt, wie man sich das vorgestellt hat und wohl zu meinem größten Lernfeld nach der Geburt:

Akzeptanz.

Akzeptiere, dass die Dinge so kommen, wie sie kommen und nicht so wie du sie dir vorgestellt, geplant oder gewünscht hast. Sich dem Prozess hinzugeben und zu akzeptieren, wie sich die Dinge entfalten, ist das Gebot der Stunde(n).

Das heißt selbstverständlich nicht jegliche Selbstbestimmung abzugeben, nein.

Aber es heißt, nicht darauf zu beharren, was der kluge Kopf sich im Vorhinein Schlaues überlegt hat.

Die Wahrheit ist: der Kopf ist diesbezüglich gar nicht so schlau, der Körper weiß hingegen alles. Und dem gilt es zu vertrauen.

Die Geburt (und alles, was danach gekommen ist) hat mir sehr deutlich gezeigt, dass ich nicht alles kontrollieren kann und mich deshalb eigentlich echt locker machen kann (und zugunsten meiner psychischen Gesundheit auch sollte).

Was für eine Erleichterung! Meine stets parat gehaltenen Pläne A-Z treten in den meisten Fällen sowieso nicht ein und das ist ok.

Stattdessen übe ich mich mittlerweile mehr darin, mich zu fragen, was der Moment jetzt braucht – um dann flexibel genug zu sein, um genau das zu geben.

Auch wenn das bedeutet, dass man um 10 Uhr vormittags Schlaf von der Nacht nachholt, auch wenn man da eigentlich gerade endlich Emails beantworten wollte.

Oder dass man um 20 Uhr den Tag schlagartig beendet und auf das Staffelfinale von The Morning Show (Empfehlung!) in dem Moment verzichtet, weil das kleine Wunderwesen Schlaf braucht.

Das ist alles nicht tragisch, aber eine Umstellung. Vor allem für meinen 30-jährigen Kopf ist es manchmal gar nicht so einfach, sich sofort anzupassen und den alten Plan oder die eben noch verrichtete Tätigkeit zu verwerfen und neu zu starten.

Man könnte also sagen, dass so ein Kind mental fit und flexibel hält.

Ein Kind weicht auf jeden Fall nicht nur mentale Festgefahrenheiten auf, sondern entfesselt auch nie dagewesene Gefühle von Liebe, Ärger, Freude, Wut, Trauer, Verbundenheit, you name it.

Ein absoluter Gefühlsverstärker wenn man so will und definitiv eine Achterbahn. Die Spannendste, auf der ich je war.

 

Was waren deine Erkenntnisse nach einer Geburt? Ich freue mich über deine Kommentare.

 

Alles Liebe,

Mama Jama

Christine ist Gründungs- und Mentaltrainerin und hat den Blog Mama Jama während ihrer ersten Schwangerschaft 2021 ins Leben gerufen.

Mit Mindful Business Start unterstützt sie selbstständige Frauen darin, ihre Ideen zu verwirklichen und in erste Angebote zu verwandeln.

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